Aufgewachsen bin ich in Biglen, im Emmenthal. Von mir werden sie nichts über «die gute alte Zeit» hören. Früher war längst nicht alles besser, sicherlich nicht! Wenn ich mir die heutigen jungen Leute so anschaue – wie selbstbewusst sie sind und selbständig; so wäre ich gerne gewesen!
Zu meiner Zeit ging es vor allem darum, zu gehorchen und darauf zu achten, dass die Leute nichts Negatives über einen sagen. Die soziale Kontrolle im Dorf war enorm. Ich hätte es beispielsweise niemals gewagt, unter der Woche spazieren zu gehen, denn dann hätte es geheissen: «Hat sie nichts Besseres zu tun? Die ist faul!»
Dass man in seiner Freizeit den Bauern half, war selbstverständlich, sowohl wir Kinder als auch die Erwachsenen wurden eingespannt. Mein Vater hat als Schweisser in der Eisenmöbelfabrik gearbeitet. Wenn er abends nach Hause kam, hiess es oft: «Fritz, hilf uns beim Heuen!» oder: «Fritz, es muss noch ein Fueder Holz verladen werden!» Man musste einfach helfen. Ausserdem waren die Bauern die Höhergestellten in der dörflichen Hierarchie als die Arbeiter. Wir hatten nicht viel zu sagen. Als Mädchen sowieso nicht.